Diverse Discounter locken mit verführerischen Offerten. Inwieweit jedoch die Qualitäten und die Bestückung für den Heimwerker und den Profi ausreichend sind, bleibt fraglich. Wer sich einen Satz Werkzeug im Koffer für den Heimgebrauch für unter 50,- Euro zulegt, der muss einfach damit rechnen, dass die Schraubendreher, Zangen und Schlüssel nur für geringere Anforderungen ausgelegt sind. In Zeiten der »Geiz ist geil« Welle achtet jedermann auf die Kosten. Wer diese Philosophie beim Werkzeug allerdings übertreibt, der läuft Gefahr, einen Koffer zu bekommen, der allenfalls für spielerische Zwecke taugt.
Für die Anschaffung eines neuen Werkzeugkoffers ist es ratsam, sich zunächst im Sortiment der Hersteller umzuschauen, die sich in dieser Branche schon seit mehreren Jahren halten und etabliert haben. In der Preisklasse von 50,- bis 800.- Euro sind Marken wie Mannesmann, Famex sowie Gedore vertreten. Ebenfalls Hazet, Knipex, Makita oder Cimco sind keine unbeschriebenen Blätter, wenn es um Werkzeugkoffer geht, die für wesentlich mehr, als nur den Hausgebrauch geeignet sind.
Die Rangliste der Kriterien, die für den Kauf eines neuen Werkzeugsatzes den Ausschlag geben, ist vermutlich für jeden unterschiedlich. Unter Berücksichtigung einiger Tipps kann man sich jedoch kostspielige Enttäuschungen ersparen.
Schon der erste Anblick des Koffers kann ein wertvoller Hinweis auf die zu erwartende Qualität des Inhaltes sein. Seitens der Hersteller werden Boxen und Koffer aus Blech, Aluminium oder Kunststoff präsentiert. Je nach Einsatzzweck haben die Materialen unterschiedliche Eigenschaften. Ein Metallkoffer sticht jedoch aus den Plastikangeboten dahin gehend hervor, dass dieser bei Stößen oder Schlägen nicht bricht und in seiner Form bleibt. Kunststoff hingeben wird mit den Jahren porös und kann seine Flexibilität und damit auch die Stabilität verlieren. Besonders die extrem preisgünstigen Angebote werden nahezu durch die Bank aus Plastik sein.
Überraschenderweise ist festzustellen, dass die billigeren Koffer oftmals viele Teile enthalten. Leider ist nicht jedes Objekt ein Werkzeug. Wenn beispielsweise Aderendhülsen, Kabelbinder oder Dübel zum Satz gehören, schafft man es recht schnell als Hersteller einen Werkzeugkoffer mit 200 oder noch mehr Gegenständen zu bestücken und damit den Interessenten zu beeindrucken.
Viel wichtiger ist allerdings, dass im Koffer alle Basiswerkzeuge vorhanden sind. Schraubendreher in unterschiedlichen Größen sowie Maul und Ringschlüssel gehören zwingend in einen Werkzeugsatz. Hammer, Zangen (mindestens Kombi- und Wasserpumpe) sowie Innensechkantschlüssel komplettieren ebenfalls die Grundkonfiguration. Idealerweise findet man im Koffer eine Ratsche und die dazugehörigen Nüsse. Ob Schraubbits in allen Variationen und Sägen in einem Heimwerkersatz unbedingt sein müssen, ist dahingestellt. Die Bits finden sich doch eher beim Akkuschrauber und Sägen oder Feilen sind in der Kategorie Tischlerwerkzeug zu entdecken. Einen Taschenmessschieber , der in jeden Universal-Werkzeugkoffer zu finden sein sollte, sucht man meist vergebens.
Wenn man sich darüber im Klaren ist, wie die Bestückung aussieht, sollte man sich als Nächstes an die Begutachtung der Qualität der einzelnen Werkzeuge machen. Sicher hat man als Laie oder semiprofessioneller Heimwerker kaum die Möglichkeit, die Maße der Maul- und Ringschlüssel oder der Schraubendreher nachzumessen. Der Test an einem Werkstück gibt jedoch schnell Aufschluss, ob die angegeben Werte der Realität entsprechen. Selbst Abweichungen im Bereich von 10tel Millimetern führen zu spürbaren Wacklern und Rutschern beim Anziehen einer Schlossmutter.
Die Überprüfung einer Zange lässt sich hingegen recht simpel vornehmen. Passen die Greifbacken bündig übereinander und sind die Griffe mit rutschsicherem Material ummantelt? Auf eine Isolierung der Teile, die mit den Händen in Berührung kommen, sollte man besonders achten. Bei Tätigkeiten, die etwas mehr Muskelkraft erfordern rutscht man sonst zu leicht ab. Blankes Metall birgt außerdem das Risiko, sich zu verletzen.
Apropos Handhabung. Hochglänzende Oberflächen sind bei Werkzeug kein Indiz für herausragende Qualität. Beim Arbeiten kommt man als Schrauber oftmals mit Schmutz und Fett in Berührung. Besseren Grip versprechen matte und aufgeraute Schlüssel.
Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen! Diese Aussage sollte für einen Werkzeugsatz keineswegs angewendet werden. Denn selbst, wenn der Koffer »nur« 50 bis 200 Euro kostete, möchte man sein Werkzeug doch nicht nur stets geordnet und griffbereit haben, sondern ferner den Wert schützen. Insbesondere billige Plastikkoffer sind als Depots weniger geeignet. Die Halterungen leiern rasch aus oder sind so knapp bemessen, dass man einen Hammer benötigt, um die Zange zu verstauen. Wenn die Werkzeuge zudem nicht im Koffer herumpoltern, bleiben diese auch in ihrer Funktionalität erhalten. Als eine der besten Varianten zur Unterbringung der Schraubendreher und Schlüssel haben sich robuste Schaumstoffeinleger bewährt, in denen die Werkzeuge stabil und schonend verwahrt werden können. Hersteller wie Wisent oder Mannesmann und fernerhin Famex überzeugen bereits in der günstigen Preisklasse mit diesem Feature.
Je nach Anwendungsgebiet wird sich der professionelle Werkzeugkoffer immer vom Heimwerkersatz unterscheiden. Die Prüfkriterien in Bezug auf die Qualität der Schraubendreher und Schlüssel vor der Anschaffung, verdienen zudem beim 800 Euro-Koffer von Gedore oder Rodac weniger Aufmerksamkeit, als bei einem Satz für 100 Euro von Famex. Nichtsdestotrotz lassen sich die Tipps zur Inhaltlichen Bestückung und der Wahl des Koffermaterials sowohl für die Profikoffer als auch bei Koffern für ambitionierte Handwerker nutzen.
Die Grundlage jeder Entscheidung ist allerdings immer die Gleiche. Was brauche ich zu welchem Zweck? Und auf eines ist Verlass. In der Vielfalt der Angebote wird jeder fündig.
